Barcamp HateSpeech & Cybermobbing

2.12.2017 11-18 Uhr Ewaldstr. 20 in 45699 Herten

für Multiplikator*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen, Jugendpfleger*innen, Gruppenleiter*innen, Sozialpädag*innen, Übungsleiter*innen, Trainer*innen, Eltern und andere Interessierte

 

Dokumentation

 

Hier geht es zur Anmeldung!

 

Teilnahmebeitrag: 8,- Euro

 

Die Sessionvorschläge

 

Was ist HateSpeech?

Hasserfüllte und gewalthafte Sprache im Internet nennt man HateSpeech. Grenzen werden hier deutlich häufiger als in der Realität überschritten.

 

Was ist Cybermobbing?

Cybermobbing bezeichnet das systematische Ärgern und Erniedrigen einer Person über das Internet. Cybermobbing endet in der Regel nicht, wenn man Zuhause in geschützten Räumen ist. Da alle dauerhaft online sind, gibt es keinen sicheren Rückzugsort.

 

Was ist ein BarCamp?

Ein BarCamp ist eine noch recht neue Methode zur Konferenzgestaltung. Alle Teilnehmenden gelten hierbei als Expert*innen auf ihrem Gebiet. Nach einem Impulsvortrag, der das Thema abstecken und wichtige Ziele nennen wird, sind alle Teilnehmenden selbst aufgefordert, eigene Inhalte einzubringen und sogenannte Sessions anzubieten. Dies können Vorträge, Workshops, Diskussionsrunden oder auch einfach die gemeinsame Erörterung einer Fragestellung sein. Mehrere Sessions werden parallel angeboten und die Teilnehmenden erstellen sich nach persönlicher Interessenslage ihren eigenen individuellen Seminarablaufplan. Außerdem werden alle Sessions im Rahmen einer Online-Plattfom dokumentiert, so dass man die Ergebnisse aus „verpassten Sessions“ dennoch mitnehmen kann.

 

Was ist das Ziel?

Ziel des BarCamps ist es, dass sich die Teilnehmenden intensiv über die Themen „Cybermobbing“ und „Hate-Speech“ Gedanken machen und im Anschluss daran Lösungsvorschläge haben, wie sie in der Praxis und im Umgang mit Jugendlichen damit umgehen können bzw. wie sie Jugendlichen sinnvoll Hilfe anbieten können.

 

Wer ist die Zielgruppe?

Das BarCamp wird als Multiplikator*innen-Seminar durchgeführt und richtet sich besonders an Lehrer*innen, Sozialpädag*innen und andere Akteure aus der Kinder- und Jugendarbeit, aber auch an Eltern, die entweder schon Erfahrungen in den Bereichen gesammelt haben oder ihre Schutzbefohlenen hiervor sinnvoll schützen wollen.

 

 

Über HateSpeech und Cybermobbing

Das Internet ist aus dem heutigen Alltag von Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Smartphones sind ständige Begleiter, man ist ständig online, tauscht sich über WhatsApp, Instagramm, Snapchat oder andere Dienste aus und versucht neben einem realen Leben, auch eine virtuelle Existenz aufrecht zu erhalten. Die heutigen Medien bieten große Vorteile, wenn es um Informationsbeschaffung geht, aber auch um Alltagserleichterungen wie das früher aufwendige vorherige Verabreden von Treffen mit sich.

Dennoch liegen Nachteile auf der Hand: Es fällt immer schwerer, abzuschalten – aus Angst, etwas zu verpassen. Manche Jugendliche fühlen regelrecht Stress, wenn sie auf ihrem Handy Hunderte ungelesener Nachrichten vorfinden. Mehrer Hundert WhatsApp-Nachrichten täglich sind für einige junge Menschen keine Seltenheit.

Während in der realen Welt sich Verhaltenskodizes und Gesetze etabliert haben und in der Regel auch von der Mehrheit der Bevölkerung beachtet werden, ist das Bewegen im virtuellen Raum viel unübersichtlicher. Beleidigungen werden schneller ausgesprochen und es gibt keine elterliche Interventionen. Cybermobbing ist ein Phänomen, von dem mittlerweile sehr viele junge Menschen betroffen sind. Dies hat zuletzt die JIM-Studie 2014 genauer untersucht: „17 Prozent der Jugendlichen, die das Internet nutzen, berichten, dass über ihre Person schon einmal Falsches oder Beleidigendes im Internet verbreitet wurde.“[1] 38% haben dies auch schon bei anderen mitbekommen.[2] Andere Studien kommen sogar zu höheren Ergebnissen und sprechen von jedem dritten Schüler als Cybermobbing-Opfer.[3] Ganz gleich, wie hoch die Zahl tatsächlich ist: Fakt ist, dass Cybermobbing vorkommt, den jungen Menschen bekannt ist, sie jedoch wenig Lösungsmöglichkeiten sehen, um Mobbing im Internet sinnvoll zu verhindern.

Ein weiteres derzeit wichtiges Feld verbirgt sich hinter dem Schlagwort „HateSpeech“. Immer mehr junge (aber auch ältere) Menschen nutzen im Internet eine drastische Schreibweise. Menschen oder Menschengruppen wie derzeit z.B. Menschen muslimischen Glaubens oder geflüchtete Menschen werden im Internet beleidigt und abgewertet. Zu Beginn des Jahres 2015 gab es beispielsweise noch eine positivere Grundstimmung zur Aufnahme geflüchteter Menschen in der Bundesrepublik Deutschland. Mittlerweile ist diese Stimmung gekippt. Parteien wie die AfD, Die Rechte oder Pro NRW erhalten immer mehr Zulauf, gerade weil sie sich offen gegen die Aufnahme geflüchteter Menschen positioniert haben. Im Internet versuchen immer wieder Rechtspopulisten und Rechtsextremisten ihre negative Sicht der Dinge zu verbreiten und gegen Nicht-Deutsche zu hetzen. Hierfür nutzen sie beispielsweise in der Internetcommunity anerkannte Gruppierungen wie Anonymus und gründen mit „Anonymus Kollektiv“ einen kruden rechtspopulistischen Ableger. Oder sie tarnen sich zuerst unter einem Label, das von vielen unterstützt wird, wie beispielsweise die mittlerweile abgeschaltete Seite „100.000 Menschen gegen die GEMA“.

Immer wieder passiert es, dass so Hassbotschaften besonders von jungen und meist noch nicht so reflektierten Menschen geteilt werden, die eigentlich vorher nicht empfänglich für rechtsextremes Gedankengut gewesen sind. Dadurch, dass Rechtsextremisten in großem Stil jedoch versuchen, über soziale Netzwerke neue Mitglieder zu werben, wird es immer schwieriger, reale Meldungen und krude Verschwörungstheorien auseinanderzuhalten. Selbst namhafte Medien sind bereits auf solche „Enten“ hereingefallen und auch hier wird es immer schwieriger, zwischen Wahrheit und Manipulation zu unterscheiden.

Wir haben bereits sehr gute Erfahrungen darin gemacht, indem wir Menschen aus unseren Freundesliste auf das Liken von rechtsextremen oder rechtspopulistischen Initiativen und Seiten aufmerksam gemacht haben. Häufig geschieht dies unbeabsichtigt. Auch gibt es die Möglichkeit in den sozialen Netzwerken Dinge zu melden, damit sie gelöscht werden. Dies ist jedoch meist nur bei sehr eindeutigen Gesetzesverstößen der Fall. Unsere Erfahrungen zeigen jedoch, dass man hiermit Erfolg haben kann, wenn man hartnäckig bleibt.

Damit die Stimmung in der Gesellschaft nicht noch weiter kippt, ist es besonders wichtig, den öffentlichen Raum mit positiver Stimmung und klar gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit zu besetzen. In der Öffentlichkeit geschieht dies über Anti-Nazi-Demonstrationen, die stets regen Zulauf erhalten, die Verurteilung von rechtsextremen Straftätern sowie die Arbeit der Verbände, Parteien und Initiativen. Im Internet ist dies jedoch schwieriger, da man sich durch das Auswählen von Freunden und Interessen eine eigene Welt in den sozialen Netzwerken schafft. Wenn man beispielsweise zu Rechtsextremismus recherchieren will, werden einem nach kurzer Zeit nur noch rechtspopulistische und rechtsextreme Beiträge angezeigt, da die Algorithmen von Facebook & Co. versuchen, das Interesse des Benutzers zu filtern.

Insofern sollte man auch davon abraten, offen rechtspopulistisch oder rechtsextreme Personen aus der Freundesliste zu entfernen, da diese dann nur noch in ihrem eigenen Kosmos– zumindest im Internet – leben und keine Gegenrede mehr erfahren. Ein möglicher Ausstieg – auch wenn er erst in ferner Zukunft liegen mag – wird so immer schwieriger.

 

 

 

Fußnoten

[1] Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: JIM-Studie 2014. Jugend, Information, (Multi-) Media. S. 40. (In der JIM-Studie 2015 wurde dieser Aspekt nicht mehr erfasst.)

[2] Vgl. Ebd.

[3] Vgl. Lästereien im Internet. Cybermobbing trifft jeden dritten Schüler. In: Spiegel Online. 26.07.2013. Abrufbar unter: http://www.spiegel.de/schulspiegel/ein-drittel-der-schueler-von-cyber-mobbing-betroffen-a-913320.html